MALKOWITSCH


Ich freue mich Sie, bei dieser Ausstellung des Künstlers Malkowitsch begrüßen zu dürfen. Um Sie in das Werk des Grafikers und Malers einzuführen, bitte ich um Ihre geschätzte Aufmerksamkeit.

Malkowitsch vom Namen her nicht zu verwechseln, mit den bekannten Schauspieler Willi Millowitsch oder dem bekannten Filmschauspieler John Malkovich, der ihnen vielleicht aus FilmenWie „ConAir“, „Per Anhalter durch die Galaxie“, “Gefährliche Liebschaften“ und vor allenAus „Being John Malkovich“ bekannt ist. Womit wir beim Thema wären, was sich Ihnen im Laufe des Vortrages erschließt.

Zurück zum Maler Malkowitsch:
Malkowitsch Anfänge sind rätselhaft, wir gehen davon aus, dass es sich bei ihm um einen Grenzgänger der Kunstrichtungen handelt. Bei Recherchen an Kunstschulen oder Universitäten ließen sich keine Anhaltspunkte finden, deswegen nehmen wir im bildnerischen Werk einen stark autodidaktischen Moment wahr. Durch Augen und Zeitzeugen wurde dennoch versichert, dass er sich Mitte der 70er Jahre in Westberlin zu Studienzwecke aufhielt, belegt sind Auftritte bei einem
„Tunix“ Festival in der Aula der Freien Universität. Gleichfalls ist seine Beteiligung an einer Fernsehproduktion des Süddeutschen Fernsehens mit Namen „Gulp“ in den Studio der Villa Berg bewiesen.
Aus dieser Zeit finden sich auch die ersten wirklich wichtigen zeichnerischen Blätter
(jetzt in der courtesy schmittgruppe 31). Wir datieren sein Lebensalter zu diese Zeit auf etwa 23 Jahre und es scheint nach Abschluss der Dreharbeiten zu einer Identitätskrise zu kommen.
Anfang der 80er Jahre des letzten Jahrhunderts taucht er mit düsterer Lyrik und Prosa bei Lesungen und Konzerten im Umfelde der Kultgruppe „Heilhut Semmmeldroll“ auf. Unvergessen bleibt ein Livemitschnitt der Aschaffenburger Lesung in dem seine ruhige, zarte Stimme den Raum erfüllt. Recherchen beim Einwohnermeldeämtern belegen nach Berlin einen Wohnsitz In Würzburg Keesburgstr. 33, einer der stadtbekannten Wohngemeinschaften ((1972-75).
Es findet sich ein aber auch ein Vertrag mit dem „literarischen Figurentheater P.K. Steinmann, in dem ein 1 ½ jährige Volontariat an diesem Theater in Berlin dokumentiert ist, sowie Unterlagen der Holzschnitzschule Bischofsheim/Rhön, die Malkowitsch als Lernender besuchte, aber auch Steuerbescheide des Graf Ballestremschen Gute in Odenwald, dass er dort einen Sommer als Holzfäller arbeitete.
Vorhanden sind auch noch persönliche Reisebeschreibungen, aus Persien, wo er auf dem Meidan Shah und am Flusse Zayanderuth mit rotem Bart gesichtet wurde, was bei der weiblichen Bevölkerung in Isfahan für Bewunderung sorgte. Es wird gemutmaßt, dass er sich dort zum Studium der Lyrik Hafis und dem Blau der Fayencen der Moscheen aufhielt. Rainer Schwander ein Zeitgenosse Malkowitschs behauptet, dass er und M. Autos nach Persien überführt hätte, was aber Aufgrund heutiger Erkenntnisse nicht nachzuvollziehen ist.


Sie sehen vieles bleibt verwirrend, unübersichtlich Aufgrund einer stetigen Mobilität in den jungen Jahren. M. taucht immer wieder in mannigfachen, sozialen Strukturen und an unterschiedlichsten Orten auf. Doch bleibt bisher sein bildnerisches Werk in Ausführung und Umfang bescheiden.
Bis Mitte der 80er Jahre finden sich keine Ausstellungen oder Rezessionen.
Was will Malkowitsch? Wir wissen es. M. arbeitet am Konzept der Identitätsverwischung. Er versucht Spuren zu legen um zu verwirren und den Beobachter abzulenken, ihn im stetigen Ungewissen zu lassen, denn er baut an seiner Existenz und erschafft sich im Gefüge seit 1975 eine eigene, künstlerische Identität.

Malkowitscht taucht unter den Namen Kreußer in der freien Theaterszene Deutschlands auf. Der Spiegel beschreibt seinen Auftritt beim größtem Alternativfestival Deutschlands in Vlotho, wo er mit einem uns seltsam anmutenden Titels: „Üchtel, Üchtel“ ein Star wurde.
In der Gruppe mit Jutta Schmitt, Rainer Schwander genannt die „HOBBITS“ erschienen weitere Theaterstücke. Es folgten atemberaubende Jahre, weltweite Tourneen, Reisen und Gastspiele bei Europäischen Theaterfestivals, Auszeichnungen und Stipendien u.a für ein Regiestudium in Frankreich. Immer wieder neue Inszenierungen und der Bau und die Eröffnung des ersten festen Theaterhauses mit regelmäßigem Spielplan in Würzburg.
Doch das Gesicht Malkowitsch oder K. (der Name ist der Redaktion bekannt) bleibt der Öffentlichkeit verborgen. Nur die Stimme ist und bleibt unverwechselbar. Das Geheimnis um seine Person bleibt ein Rätsel. Dinge die er in die Wege geleitet hat, werden anderen zugeschrieben oder von ihnen benutzt. Zitat „Es geht nicht um mich, würde ich mich wie viele andere auch noch wichtig nehmen, käme ich nicht zu dem, was ich Suche. Je mehr eine Person ambivalent, undurchschaubar bleibt, um so mehr bleibt das Verwandeln eine immer währende Möglichkeit.“ Frank Markus Barwasser wurde von Malkowitsch inspiriert und bezeichnet ihn als
einen seiner Vorbilder seiner ersten künstlerischen Entwicklungen.
Doch nun Anfang der neunziger Jahre erscheint das bildnerische Werk in den regionalen Galerien, er wird Mitglied im BBK unter falschem Namen, unvergessen seine Ausstellung in „Der Galerie am Zebrastreifen“, als sich trotz oder wegen des Besucherandranges, mit einem Stuhl vor die Galerie setzte um die vorbeifahrenden Autos grüsste.
Oder in der SW-Galerie, als er in einer historischen Rede über den Manierismus in der bildenden Kunst, eine Inszenierung mit Figuren und Objekten zeigte.
Zahlreich nun die Ausstellungsbeteiligungen im In- und Ausland.
Regionale Sammler werden auf Malkowitsch aufmerksam. In privaten Sammlungen finden sich nun auch ein Malkowitsch.
Es fragt sich, nachdem man/frau die handwerklich, gelungene meisterliche Druckgrafik beschaut, wie konnte sich M. dieses umfangreiche Wissen aneignen, wer hat ihn in den Anfängen gelehrt?
Die Zeichen deuten auf die Verbindung zu dem Graphiker und Maler Johann Nußbächer und zu der Performance und Objektkünstlerin Jutta Schmitt hin.
Aus diesen Begegnungen und in diesemAustausch entstand die künstlerische Existenz und die äußere kreative Form.
Mit Frau Jutta Schmitt verbindet ihm nicht nur die Kunst sondern auch das Projekt Familie.
In ländlicher Abgeschiedenheit, nach Reisen und Tun, entstehen Theaterwerkstätten und Atelier und eine lebenslange liebevolle Partnerschaft. M. wird Vater dreier Kinder. Erst an diesem Punkt ist M., er nennt sich in diesem Umfeld K. bereit sich zu definieren und seine Herkunft wird nachvollziehbar.
Nach Aussagen von Elfriede K. eine reine Fränkin wurde er 1952 in Dettelbach am Main von Ihr geboren und wuchs in Würzburg auf. Leider ist es uns zur Zeit nicht möglich, diese Aussage zu überprüfen, da sich die Geburtsurkunde zum Zwecke der Rentenanpassungszeiten bei der LVA in Stralsund befindet. Auch hier die Frage, wie kam M. bei diesem vielfältigen Leben zu einem Anspruch auf Rente?
Dr. Peter Motsch der M. nur unter den Namen K. der einen Wirkungsweise kennt, erklärte uns nach der Eröffnung des zweiten Theaters in Würzburg diesen Zusammenhang. „K. und Jutta Schmitt sind fleißige Leute mit einem unbändigen Willen, aus diesem Grund förderte dieStadt, die Region, das Land Bayern diese Leute, schickte sie mit Stipendien als Kulturträger der Region in die weite Welt und verlieh ihnen unter anderen Auszeichnungen wie z.b. den
Kulturpreis des Bezirkes von Unterfranken.“

Wenden wir uns den hier ausgestellten Werken zu. Es finden sich vier Tafelbilder mit denTiteln:
Sommerheu, Wenn die Sonne bei Capri..., Vater, Mutter.
Sie stammen aus einer Werkphase von 2002 bis 2007 in der vorgefundene, benutzte Holzplatten in einen quadratischen Bildträger umgewandelt wurde.
Insgesamt umfasst die Serie zur Zeit 20 Platten von denen fünf verkauft, in privaten Besitz sind. Die Maltechnik ist der Renaissance ähnlich. Auf einen Kreidegrund erfolgt häufig eine Eitempera- Untermalung, darauf aufbauend im Wechsel vielschichtige Öllasurmalerei mit Pigmenten.
Das Motiv oder der Farbraum wurde direkt ohne Vorplanung auf der Fläche entwickelt. Es finden sich vereinzelt Spuren einer gestischen Malerei, lineare Strukturen, Andeutungen, stehen farbenprächtigen strahlenden Farbräumen gegenüber.
Bei den den graphischen Blättern, der Künstler nennt sie „Deltas“ sind manuelle Arbeitsweise Kupferstich und Kaltnadel, sowie Bearbeitung mit Rouletten, Wiegemesser zu erkennen.
Als Einzeldruck, Unikat in Farbe auf Büttenpapier gedruckt.
Die Besprechung der Inhalte erübrigt sich, es sind nur Bilder, sprachliche Umschreibungen lösen das Problem nicht. Der Zugang in Aussage oder Information ist vom individuellen Betrachter zu leisten und variiert deshalb in der Erkenntnis. Die Subjektivität des Malers tut ihr übriges.
Gleichfalls ergibt sich durch das Malverfahren eine Veränderung der Tafelbilder je nach Brechung des Lichtes, d.h. die Bilder verändern sich durch Lichteinstrahlung, Tageszeit underscheinen sich in der Vielfalt des Lichtes zu verändern.
Bilder die für einen Betrachter wirken, weisen auf Zuneigung des Betrachters zum ausgestelltenWerk hin oder bilden ein für alle verbindliches und erkennbares Abbild. Im Einzelnen, in der Vielfalt der Möglichkeiten erscheint ein Imago, das für Alles spricht, was im Geschehen desLebens möglich ist und dessen kulturellen oder inneren Wert manifestiert.
Der Betrachter stellt eine Affinität zu seinem geistigen Leben her, erkennt das Ausgestellte, das Angebot als einen Aspekt seines Seins und möchte es in sein Lebensumfeld einbinden....

Malkowitschs Malerei und Graphik ist eindeutig dem Manierismus zu zuordnen. Diese Kunstform entstand am Anfang der Neuzeit 1520 bis 1650.
Parmigianino, Pontormo, Tintoretto, Greco, der ältere Michelangelo schufen in ihren Werken die entscheidenden Voraussetzungen in der Ablösung der Klassik und für das Entstehen einer „subjektiven“ antiklassischen Kunst, die mehr von der „Idee“ ausging als von der „objektiven“ Natur. Ein Beispiel. Der Mensch wurde nicht mehr als naturgetreues Abbild wiedergegeben,
Proportionen wurden gedehnt, im Raum gestreckt oder wie bei Accrimboldo aufgelöst aus Früchten, Pflanzen, Dingen gestaltet. Es entstanden subjektive Landschaftsbilder, die zwar noch auf einen Ort hier auf Erden hinwiesen jedoch nie hier gesehen waren. Dies spielte sich im Kontext der Malerei zur Entfaltung der Naturwissenschaft, zur Entdeckung neuer Räume und Erkenntnisse ab.

Der Begriff das Wesen des Manierismus besteht immer im Auftauchen oder Ablösung des Klassischen Begriffs. Die „Manier“ die Art zu Malen, zu Denken und das Leben anders zu Sehen taucht in verschiedenen Zeitaltern auf. Nur die letzteren für unseren Kulturkreis zu nennen wäre die Romantik von 1800 bis 1830 und die hinter uns liegende 1880 bis 1950.
Änderten sich die Paradigmen, kam es zu naturwissenschaftlichen, aber auch sozialen Veränderungen erschien immer wieder diese Kunstform, die auf etwas hinweist, was weit Weg von unserer alltäglichen Existenz auf andere Möglichkeiten und Zusammenhänge hinweist.

Der Manierismus wir auch zur Kennzeichnung einer bestimmten Ausdrucksgebärde der Menschheit verwendet, er wird zum geeigneten Mittel, um ein bestimmtes „problematisches“ Verhältnis zur Welt zu kennzeichnen, um die entsprechenden Ausdrucksgebärde des aus mannigfachen psychologischen und Soziologischen Gründen „problematischen“ Menschen zu deuten.
Manierismus bezeichnet somit das spezifische ästhetische Verhalten eines Menschen in der Geschichte und gegenüber Wirklichkeit jeglicher Art.

Erlauben Sie mir zum Schluss noch einige statements des Künstlers anfügen

Er sagte: „In meinen Bildern, Tun beschäftigte ich mit Phänomenen meines Inneren gedanklichen, spirituellen Raumes und da ich wie jeder Mensch auf äußere Geschehnisse, Ereignisse innerlich reagiere, ist mein Inneres im Tun des Malens in den verschiedensten psychischen Zuständen.
Da ich diesen Prozess nie punktuell erfassen kann, er durch Einsicht, Weltbild, Bewegungen und Aktivitäten im räumlich, sozialen Kontext, mit dem linearen Ablauf meines Lebens, der Geschichte der Welt zu tun hat, bin ich wirklich sehr ratlos, wenn die weißer Projektionsfläche der Tafeloder das Spiegeln der Kupferplatte mich zur Arbeit mahnt. Doch geschieht in zaghaften, ängstlichen Versuchen etwas wie ein Führung durch die Synapsen meines Denkens, aus der unendlichen Vielfalt und den unendlichen Möglichkeiten entwickelt das was ich beginne, ein Abbild und es führt mich zu der einen Geschichte, zu einem Thema und ich kann es nur mit dem Mittel des Imago beschreiben.

Ich habe van Dykes leuchtende Juwelenmalerei gesehen, Raffaels Madonnen, Grecos Körper, Rembrandts Radierungen, Dalis Malerei, Goyas Cappricios, Parmigianino und Tiepolo ,Buddhas in Ajantas Höhlen, indische Tempel, tibetische Klöster, mongolische Steinzeichnungen..
In welchen Räumen bewegen wir uns?
Stehe ich auf einem Berg im Himalaja, in den Wiesen und Steppen der Mongolei, in derWüste Pakistans oder Irans, im Wald vor meiner Haustür, auf einem Wolkenkratzer mein innerer Raum begleitet mich und ist unendlicher als die Erscheinungen der Natur, die ich über alles liebe.

Ich Malkowitsch habe mich in der Zeit geirrt, ich wäre glücklich gewesen in der Werkstatteines Michelangelo und hätte ich nur Farben angemischt, die Erkenntnisse unseres sogenannten modernen Lebens wirken mir schal und ohne Bedeutung, meine Kunst liegt außerhalb dieserZeit. Ich bin der letzte Ruf, das Echo in dem noch alles Richtig war. Es ist Vergangen und ich werde keine Spur hier hinterlassen.


Malkowitsch - Anlässlich einer Performance bei Blankenhagen Nov. 2006*